Agentur lege artis - Hilkka Zebothsen hält beim Kliniksprechertag 2018 die Keynote zum Thema "Interne Kommunikation in Krankenhäusern"

11. Kliniksprechertag: "Kommunikation verlangt Mut, Ausdauer und Selbstbewusstsein."

von Lukas Wilke

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„Die Rolle der Unternehmenskommunikation im Krankenhaus ist nach wie vor schwierig, doch die Professionalisierung schreitet voran“, eröffnete Prof. Dr. Achim Baum den 11. Kliniksprechertag. Auf Einladung der Agentur lege artis waren am 8. März wieder über 60 Teilnehmer in den Zwei-Löwen-Klub in Münster gekommen. „Die Veranstaltung wächst von Jahr zu Jahr “, freute sich auch Geschäftsführerin Corinna Bischof. Gemeinsam mit zahlreichen Referenten sprach das Moderatoren-Duo in diesem Jahr über die Frage, was Kliniksprecher zur Wertschöpfung im Krankenhaus beitragen.

 

Kommunikation als Managementaufgabe verstehen!
Den Auftakt machte Hilkka Zebothsen und nahm die Kliniksprecher mit auf eine „Abenteuerreise in die interne Kommunikation“. Seit Januar 2018 leitet sie den neu geschaffenen Bereich für interne Kommunikation bei der Asklepios Gruppe in Hamburg. Sie berichtete in ihrem Impulsvortrag von den ersten zwei Monaten im neuen Job. Dabei hob Zebothsen die Rolle der internen Kommunikation für die kultur- und identitätsstiftenden Prozesse eines Unternehmens hervor: „Wir hocken auf dem, was den Laden zusammenhält“. Ihr Fazit lautete daher, Kommunikation nicht nur auf Augenhöhe mit, sondern als Teil des Managements zu verstehen. „Lassen Sie uns versuchen, einen Ort für extraordinäre Kommunikationslösungen zu schaffen“, motivierte sie das Plenum.

 

Themenkuration statt Kanaldenke
In der anschließenden Talkrunde diskutierten neben Zebothsen auch Thomas Melosch, kaufmännischer Direktor des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin, und Katharina Lutermann, Referentin für Unternehmenskommunikation in der Schüchtermann-Klinik Bad Rothenfelde, über die Frage, welche Rolle die Unternehmenskommunikation in Krankenhäusern spielen sollte. Dabei waren sich die Gesprächspartner einig: Gerade interne Kommunikation verlangt Mut, Ausdauer und Selbstbewusstsein.

 

Auch Katharina Lutermann sieht eine besondere Herausforderung ihrer Arbeit darin, genau die Themen zu finden, die die Mitarbeiter bewegen. Die Referentin für Unternehmenskommunikation der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde stellte die Employer Branding-Kampagne „Sie liegen uns am Herzen“ vor, mit der die Klinik auf den Fachkräftemangel im Pflegebereich reagiert (kliniksprecher.de berichtete). Ihr Credo: „Personalmarketing und Mitarbeiterbindung sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Deshalb hat sie von Beginn an zahlreiche Pflegekräfte in das Projekt eingebunden und auf Ergebnisse aus Mitarbeiterbefragungen zurückgegriffen. „Die beste Außenwerbung ist zwecklos, wenn die Bewerber vor Ort völlig andere Verhältnisse vorfinden“, begründete sie ihr Vorgehen. Das Feedback zur Kampagne falle überwiegend positiv aus. Gerade innerhalb des Hauses empfinden die Mitarbeiter die umfangreichen Bemühungen für eine bessere Personalsituation als gelebte Wertschätzung.

 

Abschließend hielten die Gesprächspartner fest: „Gute Kommunikation lebt durch die Story und nicht von dem Medium, das sie verbreitet.“ Deshalb müsse man sich von dem üblichen „Kanaldenken“ lösen und interne Kommunikation stärker als „Themenkuration“ begreifen.

 

Unterschätzte Zielgruppen im Krankenhaus
Der zweite Teil des Vormittags stand im Zeichen häufig vergessener Zielgruppen und bot Einblicke in zwei aktuelle Forschungsprojekte. Zunächst referierte Dr. Doreen Reifegerste über die Rolle von Angehörigen in der strategischen Klinikkommunikation. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Hanover Center for Health Communication präsentierte die Ergebnisse einer Studie, die gemeinsam mit lege artis entwickelt wurde. Ihre Untersuchungen zeigen, dass Angehörigenkommunikation in Krankenhäusern selten strategisch betrieben wird. In der Regel sind Angehörige eher eine „Zielgruppe aus Versehen“. „Ihre Relevanz wird häufig erst dann deutlich, wenn keine Angehörigen da sind“, bilanzierte Reifegerste.

 

Das Team von lege artis stellte einen ersten Werkstattbericht zur Studie „Sprechstunde nach Feierabend“ vor. Dabei ging man vor allem der Frage nach, was passiert, wenn aus Kumpel Max plötzlich Dr. Mustermann wird. Dafür wurden Ärzte und Pflegekräfte mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung gefragt, wie sie mit Gesundheitsfragen aus dem privaten Umfeld umgehen. Die Ergebnisse führten zu Erstaunen und einiger Erheiterung unter den Kliniksprecherinnen und Kliniksprechern. Denn das Selbstverständnis beider Berufsgruppen führt dazu, dass nicht nur Therapie- und Krankenhausempfehlungen ausgesprochen werden, sondern dass Ärzte durchaus auch schon mal am Küchentisch behandeln.

 

Cat Content, FuckUp Nights und ein Berufsverband für Kliniksprecher
Nach der Mittagspause wartete ein neues Format auf die Teilnehmer. In einem „Zirkeltraining“ konnten sie drei Workshops durchlaufen, in denen die Referenten mit genauso unterschiedlichen wie interessanten Themen lebhafte Debatten anfeuerten. Die lockere Atmosphäre kam bei den Kliniksprechern gut an.

 

Zu Gast war Jens Albers, stellvertretender Pressesprecher und Online-Redakteur beim Bistum Essen. Für ihn ist Social Media kein gänzlich neues Phänomen, sondern nur die neuste Technologie, um menschliche Grundbedürfnisse auszudrücken: neugierig sein, sich anderen mitteilen, Anerkennung finden und unterhalten werden. So erkläre er sich auch die endlosen Katzenbilder, so genannter Cat Content, die in den sozialen Netzwerken einen regelrechten Hype ausgelöst haben. Wie aber auch (vermeintlich) eher trockenen Themen Aufmerksamkeit erzeugen, zeigte der Online-Redakteur anhand einiger Beispiele seiner Arbeit für die katholische Kirche. Die Kliniksprecher animierte er dazu, immer wieder nach Themen zu suchen, um die Nutzer emotional an ihr Haus zu binden.

 

„Das Thema Scheitern schwelt in der Gesellschaft schon lange, kommt aber nicht so richtig raus“, begrüßten Nico Ritter und Kathrin Drees die Teilnehmer in ihrem Workshop. Als Mitbegründer der FuckUp Nights Münster näherten sie sich mit den Kliniksprechern diesem Tabuthema an. Wie wird in Kliniken mit Scheitern umgegangen? Wie kann die Unternehmenskultur fehlerfreundlicher werden? Was können Kliniksprecher tun? Mit einer Methode des Design Thinking-Ansatzes suchten die Teilnehmer in Kleingruppen nach Antworten. Schnell kristallisierte sich heraus: Die Angst zu Scheitern sei im Krankenhaus allgegenwärtig und viele Kliniksprecher würden einen toleranteren Umgang mit Fehlern begrüßen. Die Hürden in einer hierarchischen Organisation wie dem Krankenhaus seien jedoch extrem hoch.

 

Corinna Bischof und Prof. Dr. Achim Baum luden die Teilnehmer in einem dritten Workshop dazu ein, über die Chancen eines Berufsverbandes für Kliniksprecher zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die Überlegung, ob sich Kliniksprecher aufgrund der hohen ethischen Anforderungen im Gesundheitswesen von anderen Pressesprechern abheben. Angeregt diskutierten die Teilnehmer mögliche Pro- und Contra-Argumente.

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