Studie: Verständliches und informatives Gesundheitssystem nötig
Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Universität Bielefeld. Im klinischen Alltag könne geringes gesundheitsbezogenes Wissen die Kommunikation mit Patienten erschweren und gesundheitspolitische Probleme verstärken, heißt es in der Studie. Daher die klare Forderung der Autoren: Das deutsche Gesundheitssystem muss vor allem verständlicher und informativer werden!
Fehlende Gesundheitskompetenz hängt an soziodemografischen Faktoren
Von den 2.000 befragten Personen über 15 Jahren verfügen laut Studie insgesamt 54,3 Prozent über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz: Diese Personen haben demnach große Schwierigkeiten damit, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, sie zu verstehen, einzuordnen und zu nutzen. Für einen Großteil der Befragten sei es schwierig, zu beurteilen, ob eine Zweitmeinung notwendig ist. Auch falle es vielen schwer, die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmöglichkeiten einzuschätzen.
Die Forscher fanden heraus, dass insbesondere soziodemografische Faktoren einen großen Einfluss haben: Ein hohes Lebensalter, Migrationshintergrund, niedriger Sozialstatus oder auch mangelnde Lese- und Schreibfähigkeit stehen mit fehlender Gesundheitskompetenz im Zusammenhang.
Forderungen aus Wissenschaft und Politik
Daher fordern die Studienautoren: Informationen müssen zielgruppengerechter und leichter verständlich mit Blick auf die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sein. Darüber hinaus müssten auch Ärzte dazu beitragen, die Patientenkommunikation und -information zu verbessern.
Eine bessere Kommunikation im Gesundheitswesen forderte auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe im letzten Monat (kliniksprecher.de berichtete). Ihm zufolge muss Kommunikation zu einem Regelbestandteil der Ausbildung werden. Eine verbesserte Kommunikation innerhalb der Branche könne die Bevölkerung zu einem kompetenteren Umgang mit Gesundheitsinformationen befähigen.
Expertin fordert neue Arbeitsweise der Akteure
Für eine bessere Kommunikation spricht sich auch Gudrun Faller aus, Professorin an der Hochschule für Gesundheit Bochum. In einem Interview zur Bielefelder Studie erklärt sie, dass sich die Kommunikations- und Informationsarbeit im Gesundheitswesen sowohl strategisch als auch formell, inhaltlich und sprachlich an den kulturellen, geschlechts- und altersspezifischen Gegebenheiten der Betroffenen orientieren müsse. Unter anderem fordert die Public-Health-Expertin Ärzte dazu auf, die Gesamtsituation der Patienten zu erfassen. Beispielsweise sollten auch deren Alltagsbedingungen in die Behandlung einbezogen und Gespräche auf Augenhöhe geführt werden.
Was Kliniksprecher tun können
Einige Ergebnisse der Studie wurden bereits im letzten Jahr veröffentlicht (kliniksprecher.de berichtete). Die gesamte Studie finden Sie auf der Internetseite der Universität Bielefeld. Können Kliniksprecher mit ihrer Arbeit dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung steigern – und wenn ja, wie? Diskutieren Sie mit beim 10. Kliniksprechertag am 9. März in Münster! Aktuelle Informationen und das Programm finden Sie hier.