Studie zur Digitalisierung des Gesundheitsmarktes: Zwischen Begeisterung und Skepsis
Inwieweit beeinflusst die Digitalisierung den beruflichen Alltag von Heilberuflern? Wie wirken sich die Veränderungen auf die Beziehung zum Patienten aus? Und aus welchen Entwicklungsfeldern besteht die Digitalisierung überhaupt? Fragen wie diese werden für die Akteure des Gesundheitswesens immer wichtiger. Die Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat sich in der Studie „Digitalisierung im Gesundheitsmarkt“ damit auseinandergesetzt und nun erste Ergebnisse veröffentlicht.
Ziel der Studie war es, ein möglichst genaues Zukunftsbild der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu zeichnen. Dafür identifizierte die Bank zunächst zehn besonders relevante Entwicklungen im digitalen Bereich – unter anderem die „Assistenzsysteme ärztlicher Leistungen“ wie beispielsweise Video-Sprechstunden oder Online-Terminvergaben, „Patientenplattformen“ oder den Bereich „Digitale Vernetzung“, der vor allem die Übertragung von Patientendaten beinhaltet. Vor allem letzterer wird als Hauptgrund für Veränderungen im Berufsalltag gesehen.
Anschließend wurden neben einer Online-Befragung von 500 Heilberuflern auch Interviews mit Standesorganisationen durchgeführt, etwa mit Kassenärztlichen Vereinigungen sowie mit Experten aus Praxis und Wissenschaft. Zentrale Ergebnisse der Studie: Die Mehrheit der Befragten erwartet durch die Digitalisierung eher Veränderungen im beruflichen Alltag als im Verhältnis zu den Patienten. Zudem befürchten die Heilberufler durch die digitalen Innovationen überwiegend hohe Investitionskosten, rechnen im Gegensatz dazu aber nur mit einem geringen wirtschaftlichen Profit. Diese Diskrepanz wird besonders im Bereich der „Digitalen Vernetzung“ deutlich: 72 Prozent der Befragten vermuten hier die höchsten Kosten, lediglich 6 Prozent hoffen auf hohe Gewinne. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anreize für Heilberufler, in digitale Innovationen zu investieren, bislang scheinbar noch sehr gering sind.
Als größte Chancen der Digitalisierung benennen die Studienteilnehmer vor allem die besseren Versorgungsmöglichkeiten und das effiziente Management von Gesundheitsdaten. Weiterhin nehmen die befragten Ärzte an, mithilfe der neuen Technologien Krankheiten besser behandeln zu können, beispielsweise durch das „Drucken“ von Organen im 3D-Printer. Risiken wie der Missbrauch von Gesundheitsdaten oder die hohen Investitionskosten stünden dem allerdings gegenüber.
Laut der Apobank handelt es sich bei der Digitalisierung des Gesundheitsmarktes nicht mehr um ein Zukunftsthema, sondern um einen bereits laufenden Prozess. Auch ein Drittel der Heilberufler ist dieser Meinung und glaubt, dass sich die digitalen Trends innerhalb der nächsten vier Jahre komplett durchsetzen werden. Ulrich Sommer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Apobank, ist zuversichtlich: „Wir sind davon überzeugt, dass digitale Entwicklungen in Zukunft ein wesentlicher Treiber für strukturelle Marktveränderungen und ein zunehmender Erfolgsfaktor für die Anschlussfähigkeit im Wettbewerb sein werden.“
Die vollständige Studie soll im Juli dieses Jahres veröffentlicht werden. Darüber hinaus plant die Apobank Seminare und Veranstaltungen, um das Thema Digitalisierung im Gesundheitsmarkt weiter zu begleiten.